Medien und Journalismus

Wir leben in einer Zeit, in der alles und (fast) jeder medial präsent ist. Das ist neu und wir müssen lernen, das zu akzeptieren und damit umzugehen. Eine Gruppe, die den Umgang hätte eigentlich von Pieke auf lernen müssen, sind die Journalisten.

Alle wollen immer die Ersten sein, die über ein Ereignis berichten – es ist ein Wettlauf, bei der die Frage „Ist die Information richtig oder falsch?“ nicht mehr im Vordergrund steht. Sei es eine Katastrophe oder ein Gerücht über eine Hochzeit irgendwelcher C-Promis oder einen Krieg! Das wird von den Medien alles „gleich wichtig“ eingestuft. Das „Was ist passiert“ spielt dabei nur noch eine Nebenrolle. Die Hauptsache ist, dass man wild spekuliert „Was KÖNNTE die Ursache gewesen sein?“. Und das ist gerade bei Nachrichten, die wirklich alle angehen, fatal. Ich habe mal von einem General der Bundeswehr den sehr weisen Spruch gehört: „Never trust the first news!“ („Vertraue niemals den ersten Nachrichten!“). Der hat mich sehr beeindruckt.

Dass das mit Vorsatz geschieht, dass man bewusst manipuliert wird, glaube ich nicht. Es ist der (selbstgemachte) Druck der Medien, als erster eine Nachricht zu veröffentlichen. Danach fällt es hundertmal leichter, auf etwas schon Bekanntes zurückzugreifen, als sich selbst einen Kopf zu machen.

Einseitige Betrachtungen, Falschmeldung oder Halbwahrheiten sind an der Tagesordnung. Gründliche Recherche wird immer seltener, vieles wird von den Großen der Branche (Reuters, AFP, DPA, …) völlig kritiklos übernommen. Journalismus bedeutet für mich, möglichst objektiv zu berichten. Schon vor 25 Jahren hat mir ein Berichterstatter von der Neuen Zürcher Zeitung gesagt, dass er sich mit diesem Ansatz schwertut. Die Objektivität steht nicht im Vordergrund, an deren Stelle ist die Meinungsbildung getreten.

Dafür beschäftigen selbst die Öffentlich-Rechtlichen Heerscharen von Leuten, die sich mit allem möglichen und unmöglichem Müll beschäftigen! ARD, ZDF und deren Ableger kommen ihrer Pflicht zu INFORMIEREN, schon lange nicht mehr nach. Was muss/ kann man dort sehen? Sitcoms, viele Schlagergroßevents, Rosamunde Pilcher-Derivate, Krimis und immer mehr Werbung! All die Sendungen sollen ihren Platz finden – aber es muss im sich Rahmen bewegen! Die restlichen Angebote gehören in die Programme der Privaten!

Unsere Medien sind parteiisch – das machte sich schon seit der Wiedervereinigung bemerkbar. Ich schob dieses Problem als erstes darauf, alles, was nach DDR roch, zu delegitimieren. Deutlicher wurde es mit Pegida (was auch immer man davon persönlich gehalten hat – für mich war schon der Name „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ vollkommen idiotisch), Corona, Klimawandel (s. entsprechendes Kapitel), AfD… Vor allem bei den politischen Themen handelte man nach der Devise „Was nicht sein darf, kann nicht sein!“.

Zumindest von ARD, ZDF & Co. erwarte ich als Mindeststandard, dass es eine Pro- und Contra-MEINUNG gibt – eine umfassende Beleuchtung der/ Auseinandersetzung mit der Thematik. Meinungen sollen durchaus subjektiv und streitbar sein, Nachrichten aber müssen objektiv sein! Wenn das nicht leistbar ist, dann sollten die Verantwortlichen die Hände davonlassen! Das gilt für alle Nachrichten, seien es geschriebene Artikel, ausgestrahlten Radiosendung und erst recht Beiträgen im Fernsehen!

Deswegen fällt es mir sehr schwer, in unseren Medien und Journalisten über den Weg zu trauen – so leid es mir auch tut.