Eintrag vom 6. Januar 2025
(im vollkommenen Bewusstsein, dass das Buch von Lew Tolstoi denselben Namen trägt)
Anlass für den Abschnitt war der Überfall Russlands auf die Ukraine. Einen solchen völkerrechtswidrigen Angriff muss meiner Meinung nach jeder Mensch verurteilen. Punkt! Aus!
Das Ganze hat eine lange Vorgeschichte. Es startet mit der NATO-Osterweiterung, die trotz gemachter gegenteiliger Versprechen auf Drängen der Osteuropäer durchgesetzt wurde. Es ist müßig, darüber zu diskutieren, ob Russland sich bedrängt fühlen konnte oder musste.
Es folgte die Unabhängigkeitserklärung der Ukraine im Jahr 1991. Im Jahr 1996 hat die Ukraine sich zur Neutralität, also zur Blockfreiheit, verpflichtet. Weiter ging es mit den Demonstrationen 2013/ 2014 auf dem Maidan, die für die eine Seite Teil des legitimen Freiheitskampfes waren und für die andere Seite ein rechtswidriger Putsch! Darauf folgte die Besetzung der Krim. Und wer bei dieser Aktion nicht die Alarmglocken schrillen hörte, ist in der internationalen Politik fehl am Platze. Es folgte ein langjähriger Bürgerkrieg, der von 2015 bis 2022 mehr als 13.000 Todesopfer forderte. Es wurde weiter eskaliert und aufgerüstet – auf beiden Seiten! Mit Worten, mit Waffen. Und dann passierte es – es war Krieg! Mitten in Europa! Ich kann mich noch gut an die ersten Kriegswochen erinnern, als ich mir jeden Morgen die Frage stellte, ob Putin den Befehl zum Abwurf der Bombe gegeben hatte. Und die Gefahr ist noch nicht vorüber!
Niemand spricht mehr über das Minsk-2-Abkommen. Niemand verhandelt ernsthaft, verbindlich, diplomatisch. Dabei wäre das essentiell. Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass die Ukraine gegen Russland mit seinen Atomwaffen nie eine Chance hatte, sich erfolgreich militärisch zur Wehr zu setzen. Die Ukraine kann nicht NATO-Mitglied werden, so lange sie sich im Krieg mit Russland befindet. Russland muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass es den ersten Schuss abgegeben und die erste Rakete abgefeuert hat.
Und Deutschland? Was machen unsere Politiker? Anstatt diplomatische Lösungen zu suchen, heizen sie den Konflikt noch an. Welcher Idiot (ich bleibe absichtlich bei dieser drastischen Wortwahl) hat den Ukrainern weißmachen wollen, dass sie den Krieg gewinnen können? Die toten Ukrainer und Russen bezahlen den Preis – Soldaten wie Zivilisten. Meiner Meinung nach muss man die Macht des Faktischen anerkennen, Emotionen sind bei der Frage „Krieg oder Frieden“ vollkommen fehl am Platze. Was haben denn die Waffenlieferungen an die Ukraine gebracht? Nur Tod und Zerstörung auf beiden Seiten. Die Russen stehen tief in der Ukraine und werden einen Teufel tun und sich zurückziehen.
Die EU hat in den zurückliegenden 30 Jahren versäumt, mit Russland auf Augenhöhe zu reden. Ganz im Gegenteil: Westeuropa hat immer mit einer Mischung aus Arroganz und Geringschätzung auf seinen Nachbarn im Osten herabgeschaut (dasselbe Verhalten hat man übrigens auch im Wiedervereinigungsprozess sehen können).
Ich habe das Bild eines russischen Bären vor Augen, der von einigen anderen Tieren gepiesackt wird. (Hase und Fuchs sind dabei die Eifrigsten, der Fuchs ist so schlau und bleibt im Hintergrund), so lange, bis dem Bären der Geduldsfaden reißt und der Hase eine „gewischt“ kriegt. Einen Prankenhieb von einem Bären verträgt man im Allgemeinen sehr schlecht. Jeder ist eingeladen, zu überlegen, wer der der Hase und wer der Fuchs ist…
Keine Frage, wer die Hauptschuld dieses Krieges trägt. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass es bei vielen Dingen im Leben darauf ankommt, von welcher Perspektive man sie betrachtet. Und gerade bei der Frage „Krieg oder Frieden“ sollte man immer versuchen, die andere Seite zu verstehen, die Hintergründe zu kennen, die Ursachen und Auswirkungen zu analysieren – das nennt man DIPLOMATIE.